Die Videospielindustrie ist praktisch in zwei Teile gespalten. Auf der einen Seite stehen die kreativen, flexiblen, ideenreichen Indie-Entwickler, die mit ein oder zwei Ausnahmen ein paar Tausend Euro Umsatz machen können. Auf der anderen Seite gibt es die Spielentwicklungsfabriken der großen Konzerne, in denen die Experten, die Spieleentwickler selbst, ganz unten in der Hierarchie stehen und über ihnen Schichten von Managern von wer weiß woher, die versuchen, sich gegenseitig zu kontrollieren.
Mit diesem Konzept lassen sich zwar fast unendlich viel Geld verdienen, aber die Spieler haben zunehmend die Nase voll von dieser Arbeitsweise, denn ein AAA-Titel nach dem anderen scheitert. Microsoft macht nun Schluss mit diesem Manager-Overkill und entlässt 9.100 Mitarbeiter in seiner Xbox-Abteilung, von denen eine beträchtliche Anzahl angeblich eine Art mittleres Management war.
Wie Fortune schrieb, waren jedoch nicht nur Manager von der Schließung betroffen. Auch die Entwicklung mehrerer Spiele wurde von Microsoft komplett gestoppt.
Viele glauben, dass es an der künstlichen Intelligenz lag, andere wiederum glauben, dass der Game Pass Microsofts Xbox-Abteilung ruiniert hat. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen: Microsoft steht fest hinter der KI, und weil sie teuer in der Entwicklung und Wartung ist, will man in der Xbox-Sparte Geld sparen. Viele Leute sind jedoch auch mit Microsofts Methode nicht einverstanden, Studios aufzukaufen und dann ihre Projekte zu schließen und sie zu zerschlagen.
Das ist zum Beispiel mit Rare geschehen, das nach Meinung vieler dank Microsoft einen nie dagewesenen Tiefpunkt erreicht hat. Sie haben Leute und Projekte verloren, da Microsoft die Entwicklung von Everwild eingestellt hat.
Die Opfer der Säuberung waren das Team von The Initiative, das an dem neuen Spiel Perfect Dark arbeitete, und sie waren alle weg.
Auch ZeniMax Europe hat massiven Schaden erlitten. Viele Mitarbeiter wurden entlassen, und die Entwicklung eines ihrer MMORPG-Spiele wurde gestoppt. Elder Scrolls Online kann die Auswirkungen dessen, was passiert ist, spüren.
Auch King hat 200 Mitarbeiter verloren.
Turn10 hat 50 % seiner Mitarbeiter verloren.
Auch Raven Software war von den Entlassungen betroffen. Sogar Sledgehammer Games ist Berichten zufolge von den Entlassungen nicht verschont geblieben.
Laut Xbox-Chef Phil Spencer war die Marke noch nie so stark, hatte noch nie so viele Spieler, und das liegt an den Entscheidungen, die sie in der Vergangenheit getroffen haben. Und jetzt, da sie noch nie da gewesene Pläne haben, mussten sie eine neue Entscheidung treffen.
Die entlassenen Mitarbeiter werden Phil Spencers Botschaft wohl kaum mit offenen Armen empfangen haben.
Nicht so wie die Spieler. Laut Kotaku hat sich die Entwicklung von The Perfect Dark längst als Fehlschlag erwiesen. Was wir bisher von dem Spiel gesehen haben, war nichts weiter als ein vorgerenderter Cheat. Wenn das wahr ist, ist es kein Zufall, dass das gesamte Team von Microsoft zusammen mit dem Spiel entlassen wurde.
Insgesamt ist also nicht klar, in welche Richtung Microsofts Ansatz in der Spieleindustrie gehen wird. Es ist klar, dass das Unternehmen viel Geld für die Übernahme von Activision Blizzard ausgegeben hat und den Game Pass vorantreibt, aber diese könnten die Innovation auf die lange Bank schieben.