72 Jahre lang war Pluto das einzige Sonnensystem bekannte Objekt, das die Sonne jenseits von Neptun umkreist. Dann wurde Albion entdeckt, und kurz darauf folgten mehrere andere Himmelskörper. Heute kennen wir Tausende dieser Objekte jenseits des Neptun (oder TNOs).
Im Jahr 2005 gaben Mike Brown und sein Team die Entdeckung eines neuen Objekts in dieser Region bekannt, das sie Makemake nannten. Es hat einen Durchmesser von über 1400 Kilometern, ist kleiner als Pluto und umkreist die Sonne auf einer mäßig elliptischen Bahn. Seine Umlaufbahn ist zwischen 5,7 und 7,9 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt, im Vergleich zu Neptun, der etwa 4,5 Milliarden Kilometer entfernt ist.
Da Makemake sehr weit von der Sonne entfernt ist, dürfte er sehr kalt sein. Er hat eine Durchschnittstemperatur von etwa 40 K, also etwa -230 °C. Das ist kalt genug, um Stickstoff und Sauerstoff zu gefrieren, so dass die Erdatmosphäre auf ihm fest wäre.
Doch als Astronomen mit JWST Makemake beobachteten, fiel ihnen etwas Seltsames auf. Der größte Teil des Objekts ist tatsächlich sehr kalt, aber etwas auf ihm oder in seiner unmittelbaren Nähe ist viel wärmer, nämlich etwa 147 K (-126 °C). Es ist immer noch sehr kalt, aber im Vergleich zum Rest des Objekts sieht es wie ein heißes Objekt aus. Auf der Erde wäre es so, als würde man mitten im Winter heißes Wasser in der Wüste sehen.
Was könnte dahinter stecken? Nach Ansicht der Experten ist eine mögliche Erklärung für die Temperaturanomalie, dass es einen Hotspot auf der Oberfläche gibt. Das würde bedeuten, dass es geothermische Aktivität am Himmel gibt, d. h., dass der Makemake aus irgendeinem Grund unter der Oberfläche wärmer ist und dadurch Teile der Oberfläche erwärmt werden. Das ist zwar seltsam, aber im äußeren Sonnensystem nicht ungewöhnlich: Die ikonische herzförmige Region von Pluto ist ebenfalls wärmer als ihre Umgebung, und es wird vermutet, dass sie durch radioaktives Material in der Tiefe aufgeheizt wird. Vielleicht trifft das auch auf Makemake zu.
Eine andere Idee ist, dass Makemake ein Ringsystem aus winzigen Teilchen der dunklen Materie besitzt, die schwaches Sonnenlicht besser absorbieren, so dass sie wärmer sind als die Oberfläche. Dafür gibt es Beispiele in der Gegend: Die TNOs Quaoar und Haumea haben Ringe, ebenso wie der Asteroid Chariklo. Diese Ringe könnten durch Einschläge entstanden sein, durch Material, das von der Oberfläche ins All geschleudert wurde und die Himmelskörper umkreist.
Die Forscher halten es auch für möglich, dass beide Erklärungen gleichzeitig zutreffen, d. h. dass Makemake sowohl einen heißen Fleck als auch Ringe haben könnte und dass beide miteinander zusammenhängen: Es ist möglich, dass der heiße Fleck Material freisetzt, das dann Ringe um den Himmelskörper bildet. All dies ist natürlich Spekulation, aber keines der Szenarien kann ausgeschlossen werden, und jedes würde eine vernünftige Erklärung für die Beobachtungen liefern.