Den jüngsten Analystenberichten zufolge hat sich die Verfügbarkeit der H100-Beschleuniger von Nvidia deutlich verbessert. Nach Angaben von UBS-Experten hat sich die Wartezeit für H100-Beschleuniger mit 80 GB On-Board-Speicher deutlich verkürzt, und zwar von 8-11 Monaten zwischen Bestellung und Auslieferung auf 3-4 Monate, was insgesamt eine gute Nachricht ist.
Während die kürzere Warteliste aus Kundensicht sicherlich positiv ist und für Nvidia kurzfristig einen Schritt nach vorne bedeutet, könnte sie darauf hindeuten, dass sich Nvidias Wachstumsrate im KI- und HPC-Segment im nächsten Quartal verlangsamen wird. Trotzdem gehen die Analysten davon aus, dass die Umsätze auf Quartalsbasis weiter steigen werden, und das Kursziel für die Aktie bleibt bei 850 US-Dollar. Darüber hinaus ist der Aktienkurs bereits so stark gestiegen, dass Nvidia bereits als das viertwertvollste Unternehmen nach Marktkapitalisierung gilt.
Der Rückgang der Warteliste könnte auf mehrere Gründe zurückzuführen sein. Erstens ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die Bemühungen von TSMC zur Kapazitätserweiterung endlich auszahlen, was bedeutet, dass mehr GPUs als bisher die CoWoS-Verkapselungsproduktionslinien verlassen können, was die Gesamtverfügbarkeit von H100-Beschleunigern verbessern wird, wodurch es einfacher wird, Bestellungen zu erfüllen und die Warteliste zu verkürzen. Insgesamt bedeutet diese Situation, dass Nvidia immer mehr Beschleuniger ausliefern kann, was am Ende eines jeden Quartals wieder zu Rekordumsätzen führen könnte, so dass es dem Unternehmen kurzfristig gut gehen sollte.
Andererseits verlangsamt sich das Wachstum in dem Maße, in dem sich die Warteliste dem Nullpunkt nähert, d. h. der Service wird reibungsloser, sei es in Bezug auf die Anzahl der ausgelieferten Produkte oder in Bezug auf die Einnahmen, denn nach einer Weile kann der Hersteller so weit aufholen, dass ein Überangebot auf dem Markt entsteht. Das ist natürlich die Kehrseite der Medaille, denn angesichts des Wachstums des KI-Marktes ist eine solch drastische Änderung in naher Zukunft unwahrscheinlich, aber durchaus denkbar. TSMC selbst hatte übrigens geplant, sein CoWoS-Produktionsvolumen bis Ende 2024 gegenüber dem Stand von Mitte 2023 zu verdoppeln, wie aus einer früheren offiziellen Ankündigung hervorgeht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser Prozess schneller voranschreitet als erwartet, weshalb sich die Verfügbarkeit der H100-Beschleuniger von Nvidia so stark verbessert hat.
Die Tatsache, dass das Unternehmen aufgrund der aktuellen Exportbeschränkungen der US-Regierung seit einiger Zeit keine H100-Beschleuniger mehr nach China liefern darf, könnte sich allerdings auch auf den Absatz der H100-Beschleuniger auswirken. Andererseits ist es vielleicht noch möglich, diese Produkte über Zwischenländer nach China zu liefern, aber das ist eine andere Geschichte. Sicher ist, dass die Aufträge aus China einen relativ großen Teil des Gesamtumsatzes von Nvidia ausmachen, aber inwieweit die oben erwähnte Verbesserung auf den Verlust von Aufträgen aus China zurückzuführen ist, wird nicht erwähnt.
Die Markterwartungen deuten darauf hin, dass sich das Wachstum von Nvidia erst im Januar 2026 verlangsamen wird, doch schließt dies nicht die Möglichkeit aus, dass die Trendwende viel früher eintritt und das vierteljährliche Umsatzwachstum zum Stillstand kommt. Analysten gehen davon aus, dass sich diese Situation nicht auf den Aktienkurs von Nvidia auswirken wird, aber ob dies in der Realität der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.
Das Wachstum des gesamten KI- und HPC-Marktes ist nach wie vor eine Gewissheit. Es wird erwartet, dass generative KI und andere KI-basierte Technologien weiterhin den Absatz von GPUs und Beschleunigern ankurbeln werden, da andere Wettbewerber als Nvidia diesen Segmenten zum Aufschwung verhelfen werden. Auch wenn Nvidia bei der Sicherung weiteren Wachstums vor Herausforderungen stehen mag, werden diese nicht dazu führen, dass der KI- und HPC-Markt schrumpft. Zumindest erwarten das die Analysten derzeit.