Der Entwickler von Snapchat versucht, immer mehr Geld mit Werbung zu verdienen, und tut damit verständlicherweise das Gleiche wie die meisten sozialen Plattformen. Aber das Unternehmen arbeitet auch an einer Innovation, die Werbetreibenden eine noch nie dagewesene Chance bieten könnte.
Es wird möglich sein, den Nutzern Werbematerial zu präsentieren, in dem ihr eigenes Gesicht neben den Produkten zu sehen ist, die sie zum Kauf anbieten.
404 Media hat herausgefunden, dass die Nutzungsbedingungen für die My Selfie-Funktion auf Snapchat eine ungewöhnliche Klausel enthalten. Damit erklären sich die Nutzer standardmäßig damit einverstanden, dass der Dienst ihre Gesichtsfotos stiehlt und sie in verschiedenen personalisierten gesponserten Inhalten anzeigt. Das klingt sicherlich happig. Wer mit KI-fähigen Funktionen auf der Plattform spielen will, sollte solche "Extras" schon erwarten.
Natürlich beschreibt Snap bei der Entwicklung seiner Werbeplattform, dass diese personalisierten Anzeigen ausschließlich dem Nutzer angezeigt werden. Jede Person kann also ihr eigenes Gesicht in den Anzeigen sehen. Sie werden ihre Gesichter nicht in Anzeigen verwenden, die Fremden gezeigt werden. Das Unternehmen stellt auch von vornherein klar, dass niemand finanziell entschädigt wird, weil ein Geschäftspartner des Unternehmens Anzeigen erstellt, die sich diese Technologie zunutze machen.
"Du nimmst außerdem zur Kenntnis und erklärst dich damit einverstanden, dass du (oder dein Abbild) durch die Nutzung von My Selfie in personalisierten, gesponserten Inhalten und Anzeigen erscheinen kannst, die nur für dich sichtbar sind und die das Branding von Snap oder seinen Geschäftspartnern oder andere Werbeinhalte enthalten, ohne dass du dafür eine Vergütung erhältst." - heißt es in den geltenden Snapchat-Bedingungen.
Snap hat diese Funktion so gestaltet, dass sie in den Einstellungen ausgeschaltet werden kann, aber standardmäßig wird sie sofort aktiviert, wenn Sie die Funktion "Mein Selfie" verwenden. Unter der Überschrift "Mein Selfie in Anzeigen sehen" sollte diese besondere Neuerung ausgeschaltet werden, wenn man an dieser zusätzlichen Funktion nicht interessiert ist.
Es ist nicht das erste Mal, dass mit personalisierten Anzeigen experimentiert wird, in denen Nutzer in irgendeiner Form auftauchen. Immer aggressivere Werbekampagnen können inzwischen sehr weit gehen, und solche Versuche werden in Zukunft wahrscheinlich alltäglich werden. Es gab bereits experimentelle Plakatwände mit einer Kamera, die die Gesichter der Menschen, die davor stehen, in Echtzeit in das Werbematerial einfügen kann.
In diesem Fall handelt es sich im Wesentlichen um dasselbe Format, aber Snap hat eine andere Methode, um auf die Gesichter der Nutzer zuzugreifen. Außerdem handelt es sich nicht nur um eine technische Demonstration, sondern bereits um eine Live-Entwicklung. Der springende Punkt dabei ist sicherlich, dass Snapchat-Anzeigen in diesem Format zu einem höheren Preis an Partner verkauft werden, was bedeutet, dass das Unternehmen auf seinen üblichen Werbeplattformen mehr Gewinn machen kann, ohne in mehr Werbung investieren zu müssen.
