Kategorien

GLÜHWÜRMCHEN, DIE VON SPINNEN ALS LAMPEN BENUTZT WERDEN

Gerissene Insekten nutzen die leuchtenden Käfer, um ihre Beute zu sich zu locken.
Jools
Jools
Glühwürmchen, die von Spinnen als Lampen benutzt werden

Wenn es ums Überleben geht, ist die Natur nicht zimperlich. Eine Spinnenart hat zum Beispiel einen verblüffenden Jagdtrick entwickelt: Sie nutzt gefangene Glühwürmchen als lebende, leuchtende Köder. Die Männchen der Glühwürmchenart Diaphanes lampyroides verfangen sich manchmal in den Netzen von Psechrus clavis Spinnen, und anstatt leise zu sterben, leuchten sie bis zu einer Stunde lang weiter. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Spinnen die Glühwürmchen nicht fressen, wenn sie sie fangen. Stattdessen lassen sie die gefangenen Insekten weiterhin ihre biolumineszenten Signale aufblitzen - und locken damit potenzielle Beute wie eine Leuchtreklame an. Und die Methode funktioniert sehr gut.

Die Nachtkrabbler bauen ihre Netze an der Basis von Bäumen oder zwischen Felsen, etwa 10-70 Zentimeter über dem Boden. Weibliche Glühwürmchen haben winzige Flügel und fliegen normalerweise nicht, so dass sie sich nur selten im Netz verfangen. Die Männchen können jedoch fliegen, und wenn sie einmal im Netz gefangen sind, senden sie weiterhin ein kontinuierliches biolumineszentes Licht aus, das die Weibchen anlockt.

In kontrollierten Feldexperimenten setzten taiwanesische Forscher männliche Glühwürmchen auf Spinnennetze und zeichneten ihr Verhalten 90 Minuten lang auf. Sie beobachteten, dass die gefangenen Glühwürmchen ständig an einer bestimmten Stelle leuchteten, was dem Verhalten der weiblichen Glühwürmchen ähnelte. Die Forscher stellen die Hypothese auf, dass das ständige Leuchten der Glühwürmchen das Ergebnis einer Reaktion ihres Nervensystems auf Spinnengift oder eine Stressreaktion auf das Gefangensein in einem Netz sein könnte.

Die Experten versahen zusätzliche Netze mit LED-Leuchten, die das Licht der Glühwürmchen imitierten. Aus der Ferne konnten diese simulierten Signale verdächtig nach einem potenziellen Partner aussehen, da sie zehnmal mehr Männchen anlockten. Das bedeutet, dass P. clavis das tut, was Biologen als "sensorische Ausbeutung" bezeichnen, nämlich die Kommunikationssignale einer Art zum Nutzen einer anderen zu missbrauchen.

Galerie öffnen

"Diese Studie wirft ein neues Licht darauf, wie nachtaktive Raubtiere die Herausforderung meistern können, Beute auf sich aufmerksam zu machen", erklärt I-Min Tso, Hauptautor der Studie , in der die Ergebnisse vorgestellt wurden. Ähnliche Täuschungsmanöver gibt es auch in anderen Bereichen des Tierreichs. Tengmalms Laubfrösche zum Beispiel locken mit ihren Lauten nicht nur ihre Partner an, sondern auch räuberische Fledermäuse, und einige Larven locken einsame Bienen an, indem sie den chemischen Duft der Weibchen nachahmen.

Aber warum fressen die Spinnen die Glühwürmchen nicht gleich auf? Beobachtungen zeigen, dass P. clavis nicht alle Beutetiere gleich behandelt - sie verzehrt zum Beispiel Motten schnell, lässt aber oft Glühwürmchen im Netz leuchten. Die Forscher vermuten, dass dies keine Frage des Geschmacks ist (obwohl einige Glühwürmchen chemische Abwehrstoffe enthalten), sondern dass die Spinnen die Glühwürmchen absichtlich am Leben lassen, um das Licht als Köder zu nutzen.

Die unterschiedliche Behandlung der Beute deutet darauf hin, dass die Spinne einige Anhaltspunkte nutzt, um zwischen den Beutetierarten zu unterscheiden und die angemessene Reaktion zu bestimmen. Man geht davon aus, dass die Spinne wahrscheinlich auch die Biolumineszenzmerkmale der Glühwürmchen nutzt, um sie zu identifizieren, so dass sie ihre Beutebehandlung entsprechend anpassen kann, sagen die Experten.

Doch diese Strategie hat auch Nachteile. Glänzende Netze können auch Raubtiere anlocken, die für Spinnen gefährlich sind. Da diese bedrohlichen Arten jedoch meist tagsüber jagen, vermeidet die nachtaktive Spinne die größten Risiken, indem sie sich an ihren nächtlichen Früchten labt - vor allem in den Wintermonaten, wenn die Nahrung schwer zu finden ist.

Wir empfehlen Ihnen gerne

    Teste

      Diesbezügliche Artikel

      Zurück zum Seitenanfang